Warum lachen wir und ist unser Lachen tatsächlich gesundheitsfördernd?

 

Das letzte Jahr gab wenig zu lachen. Gelernt haben wir, dass Lachen auch im digitalen Raum über den Bildschirm ansteckend ist. Ansonsten hat sich das Kichern und Glucksen eher in Grenzen gehalten. Doch gerade in anspruchsvollen Zeiten wie diesen ist es wichtig, sich regelmässig einem herzhaften Lachen hinzugeben. Es soll entspannen, uns glücklich machen und sogar das Immunsystem stärken. Klingt toll, doch ist das tatsächlich so? Und warum lachen wir überhaupt?

 

Ursprung des Lachens

Aus evolutionsbiologischer Sicht gehen Anthropologen davon aus, dass sich das Lachen graduell entwickelt hat. Und zwar als Grundelement der Kommunikation, das sich je länger je mehr vom unbewusst zum bewusst eingesetzten Mittel entwickelt hat.

Das scheint auch die Erkenntnis zu bestätigen, dass mit uns weniger nah verwandte Affenarten teilweise schon Lachmuskeln besitzen, sie jedoch nicht aktiv nutzen – im Gegensatz zu unseren nahen Verwandten, etwa den Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos, die wirklich lachen und Humor sogar gezielt einsetzen.

So gibt es etwa Freilandbeobachtungen von jugendlichen Gorillas, die vor ganz jungen Gorillas Purzelbäume schlagen, was die Kleinen zum Lachen bringt. Ein Forschungsteam einer amerikanischen Universität berichtete von einem Gorilla, der seinem Bruder im Spiel eine leere Wasserflasche auf den Kopf geklopft und sich danach kaputtgelacht habe. Die Forscherinnen und Forscher haben die verschiedenen Affenarten kitzeln lassen, um sie auf lachartige Reaktionen zu testen. Das Lachen der Primaten klang etwas weniger melodisch als bei uns Menschen, wurde jedoch wie bei uns durch starkes Ein- und Ausatmen erzeugt.1

 

Bewusstes und unbewusstes Lachen

Bei uns Menschen gibt es beide Arten: Wir setzen das Lachen für aktive Kommunikation ein, haben aber auch unterbewusste Lach-Reaktionen. Lachforscherin Helge Kotthoff schreibt, dass das Lachen «ähnlich unbewusst verläuft, wie unser Grammatikeinsatz» und damit wie mit Worten sehr viel ausgedrückt werden kann. Es symbolisiert einerseits, dass man zuhört und regt andererseits das Gegenüber zum Weitersprechen an. Das Lachen kann auch abwertend verwendet werden, beispielweise wenn jemand ausgelacht wird oder wir über jemanden lachen. Die wohl bekannteste Form ist das humoristische Lachen. Wir drücken damit aus, dass wir uns über einen Witz oder eine Situation amüsiert haben und etwas lustig finden. Das Lachen ist daher immer interpretationsbedürftig und abhängig vom Kontext der Situation.2

Bewusstes Lachen folgt einem sozial geregelten System und weist kulturelle Unterschiede auf. Dieses Lachen erlernen Kinder, in dem sie ihre Eltern und ihre Umgebung kopieren. Auf der anderen Seite ist das in der Fachsprache nach seinem Entdecker benannte «Duchenne-Lachen»: das unbewusste, willentlich nicht steuerbare Lachen. Der französische Wissenschaftler G. Duchenne de Bologne untersuchte die Gesichtsmuskulatur im Detail und fand heraus, dass vorwiegend zwei Muskelgruppen für das Lachen zuständig sind. Einerseits Muskeln in der Region um den Mund, andererseits Muskeln in der Nähe der Augen. Während sich die Muskelpartie um den Mund willentlich steuern lässt, sind die Muskeln um das Auge für uns nicht kontrollierbar. Diese Nuancen lassen uns beispielsweise spüren, wann ein Lachen echt ist und wann nicht.3

 

Lachen tut gut

Das Lachen hat also eine soziale Funktion und ist Teil der Kommunikation. Doch warum nehmen wir das Lachen grundsätzlich als etwas Positives wahr? Eine Erklärung könnten die positiven Auswirkungen auf unseren Körper sein. Was uns physisch gut tut, nutzen wir auch für die emotionale und soziale Gesundheit.

Während das Lachen im Mittelalter noch als eher unmoralisch galt, ist es heute von grossem wissenschaftlichen Interesse. Gelotologie heisst das Fachgebiet, das die Auswirkungen des Lachens auf die körperliche und psychische Gesundheit untersucht. Heute sind sich Forschende einig, dass das Lachen durchaus gesundheitsfördernd ist.4

Ausgiebiges Lachen führt zu einem sehr schnellen Anstieg der Herzfrequenzrate und der Atmungsfrequenz und sorgt so für eine Tiefe des Atmens, die die Sauerstoffverarbeitung erhöht. Wir atmen viel tiefer und länger ein, während die Ausatmung nur kurz ist. Brustmuskeln und Zwerchfell werden aktiviert, was den Gasaustausch der Lunge steigert. Die Bronchien weiten sich, was die Durchlüftung der Lungen zusätzlich fördert. Durch den intensiven Gasaustausch in der Lunge reichert sich das mit Blut mit mehr Sauerstoff an, was sich positiv auf die Verbrennungsvorgänge im Körper auswirkt: Fettstoffwechsel und die Ausscheidung von Cholesterin werden günstig beeinflusst. Forschende schätzen, dass der Gasaustausch beim Lachen circa 3-4 Mal so gross ist, wie im Ruhezustand.5

Die Anregung von Atmung, Kreislauf, Herz und der Bewegungsapparat wirkt Stress entgegen. Paradoxerweise löst Lachen zuerst selbst eine Art Stress aus, hebt diesen und mit ihm die restlichen Stresssymptome aber nachhaltig auf. Der Herzschlag verlangsamt sich und verbleibt auf einem tieferen Niveau als zuvor.

Dem körperlichen Erregungszustand folgen eine Phase der Muskelentspannung sowie eine Verringerung des Blutdruckes, wodurch dem Lachen eine entspannende Wirkung zukommt. Diese Funktionen des Lachens wirken ähnlich wie ein Kardiotraining auf den Körper.6

Beim Lachen werden des Weiteren Immunoglobuline ausgeschüttet, die für das Immunsystem eine wichtige Rolle spielen und dieses stärken. Auch andere Abwehrkräfte wie etwa die virus-bekämpfenden Gamma-Interferone oder die T-Lymphozyten sind erhöht.7 Ausserdem werden beim Lachen Endorphine freigesetzt, die sogenannten Glückshormone.3

Den gesundheitsfördernden Effekt und die Selbstheilungskräfte kann man gezielt freisetzen. Bei einem künstlichen Lachen spielen sich ähnliche Vorgänge ab wie beim echten Lachen. Psychologiestudierende haben in ihrer Vorlesung deshalb gelernt, dass die positive Wirkung des Lachens auch durch einen Bleistift im Mund ausgelöst werden könne – quer im Mund aktiviere er dieselben Muskeln wie das Lachen.

Man findet also auch in schwierigen Zeiten etwas zu lachen. Oder anders - wo ist Ihr nächster Bleistift?

 

 

 

Quellenangabe:

  1. Heinemann P. (2010). Welt: Als die Evolution das Lachen erfand.
  2. Kotthoff H. (1996). Scherzkommunikation: Beiträge aus der empirischen Gesprächsforschung.
  3. Abels H. (2007). Einführung in die Soziologie. Band 1: Der Blick auf die Gesellschaft.
  4. Dunbar R., Baron R., Frangou A., Pearce E. (2011). Social Laughter is correlated with an elevated pain threshold.
  5. Rehm U. (2009). Zur Geschichte des Lachens im Bild.
  6. Bennett MP, Lengacher C. (2008). Humor and Laughter May Influence Health: III. Laughter and Health Outcomes. Evid Based Complement Alternat Med.
  7. Fry, W. F. (1994). The biology of humor. Humor: International Journal of Humor Research
  8. Dillon, K. M., Minchoff, B., & Baker, K. H. (1985-1986). Positive emotional states and enhancement of the immune system. International Journal of Psychiatry in Medicine
  9. Martin R. (2007). The Psychology of Humor: An Integrative Approach.