Winterblues

Es ist November, der Herbst ist bereits in vollem Gange. Die kurzen und grauen Tage machen uns ganz schön zu schaffen: In der Winterzeit leiden auch psychisch gesunde Menschen häufiger unter Stimmungstiefs. Woher kommt der «Winterblues», und was können wir dagegen unternehmen? 

Wie alle organischen Lebewesen sind auch wir Menschen abhängig von der Sonneneinstrahlung: Das Tageslicht beeinflusst sämtliche Stoffwechselvorgänge in unserem Körper. Je nach Lichtstärke, Helligkeit und Lichtrichtung wirkt das Sonnenlicht entsprechend unterschiedlich stimulierend.

Direkte Lichteinstrahlung auf die Haut hemmt die körpereigene Produktion des «Schlafhormons» Melatonin. Dieses steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus. Wenn es dunkel wird, wird es ausgeschüttet, wodurch wir abends müde werden. In den frühen Morgenstunden wird die Produktion des Hormons durch das Licht wieder gedrosselt. Wenn nun im Winter das Tageslicht abnimmt, bleibt der Melatonin-Spiegel auch tagsüber erhöht. Dies kann von Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Müdigkeit bis zu einer Herbst-Winterdepression führen. 

Intensivere Sonnenstärke und längere Sonnenscheindauer bewirken eine gesteigerte Synthese der Glückshormone Serotonin und Dopamin, was die Lebensgeister in uns weckt und uns zeitweise sogar euphorisch macht. Ausgeschüttete Endorphine, Testosteron und Östrogen ergänzen den Hormonschwall. 

Eine weitere Erklärung für ein schlechteres Wohlbefinden im Herbst und Winter ist der Mangel von Vitamin D. Dieses wird von unserem Körper selbst produziert, vorausgesetzt, er erhält genügend Sonneneinstrahlung. Eine ausreichende Vitamin D Versorgung des Körpers unterstützt die Knochen, die Muskulatur, das Immunsystem, die Blutgefässe sowie die Stimmungslage.

Was tun?
Wer Anzeichen eines Winterblues bei sich feststellt, sollte sich so oft wie möglich im Freien bewegen und regelmässig Tageslicht tanken. Empfohlen wird ein stündiger Spaziergang am Vormittag oder über den Mittag. Selbst an einem bedeckten Wintertag beträgt die Lichtstärke zu dieser Tageszeit 2000 bis 3000 Lux. Zum Vergleich: Eine gewöhnliche Bürobeleuchtung erreicht 50 bis 500 Lux. Wenn auch dies nichts hilft und Symptome einer Herbst-Winterdepression auftreten, kann mit einer Lichttherapie nachgeholfen werden. Bei dieser setzen sich die Patient*innen regelmässig vor eine spezielle Therapieleuchte. Dabei können sie lesen, arbeiten oder essen. Hauptsache, die Augen sind geöffnet, damit die Netzhaut das Licht einfangen kann. Das Licht wirkt durch Einstrahlung über die Körperzellen und vor allem über die Netzhaut direkt auf die Zirbeldrüse, wo die Melatonin-Produktion erfolgt. Die angeregte Melatoninausschüttung beeinflusst das limbische System. Dieses steuert unseren Antrieb, das Gedächtnis, die Emotionen sowie die vegetative Regulation wie Schlaf und Hunger.