Therapie während der Corona-Krise


Viele Betriebe in der Schweiz haben aufgrund des Coronavirus vorübergehend geschlossen oder auf Homeoffice umgestellt. Doch psychische Krankheiten können nicht einfach beiseitegelegt werden. Behandlungen können nicht gestoppt werden, wir müssen sie trotz der Schutzmassnahmen bestmöglich weiterführen. Dabei ist viel Geschick und Kreativität seitens unserer Therapeut*innen und Patient*innen gefragt.
 

Die Schwierigkeit für unsere Mitarbeitende besteht momentan darin, einen Mittelweg zu finden zwischen dem Schutz vor dem Virus und einer trotzdem möglichst angemessenen Weiterführung der Therapien. Wir alle müssen bestmöglich vor einer Ansteckung geschützt werden. Gleichzeitig müssen die Therapien aber weiterhin stattfinden und unsere Patient*innen während ihrem Aufenthalt bei uns bestmöglich unterstützt werden.

Aus diesem Grund können wir beispielsweise die sehr häufig angewendeten Gruppentherapien nicht einfach streichen. Wir führen diese aktuell mit weniger Teilnehmenden und in grösseren Räumen durch. Zudem achten wir darauf, dass die Sitzungen zeitlich kürzer ausfallen. Wir erteilen zurzeit mehr Einzelaufträge an unsere Patientinnen und Patienten als vorher.

Einzeltherapien können mehr oder weniger normal weitergeführt werden, wobei natürlich die Distanzregeln und Hygienemassnahmen sehr ernst genommen werden. Dazu gehört auch, dass unsere Therapeut*innen neu Arbeitskleidung tragen. Gesprächstherapien können zu einem grossen Teil durch Telefonate ersetzt werden. Dies ersetzt nicht vollumfänglich eine Therapie, da hier Zwischenmenschliches wie Mimik und Gestik fehlen, aber zumindest kann so weiterhin auf einer professionellen Ebene beraten werden. Aus gegebenem Grund arbeiten wir aktuell an einer Lösung für Videokonferenzen, bei der unsere Datenschutzrichtlinien nicht missachtet werden dürfen. Schon kreativer müssen wir in unseren Bewegungs- oder Musiktherapien sein. So sollen beispielsweise die Bewegungstherapien ohne körperliche Kontakte gestaltet werden. Daraus entstehen neue Therapieformen – wir singen statt zu musizieren und tanzen alleine statt in der Gruppe.

Leider müssen unsere Patient*innen zur Zeit auch auf Vieles verzichten. Sie dürfen bis auf Weiteres keine Besuche mehr empfangen und keine Ausflüge machen. Diese Einschränkungen sowie die plötzlich geschaffene Distanz zu den Therapeut*innen schaffen natürlich eine gewisse Spannung. Trotzdem nehmen wir auch ein grosses Verständnis unserer Patient*innen für diese Einschränkungen wahr. Sie kooperieren und bringen auch eigene Ideen ein, wie sie trotz Abstand weiterhin zusammen interagieren können. Dank dem wir uns innerhalb unseres Areals in einem geschützten und eigenen Rahmen befinden und eine gemeinsame Herausforderung zu meistern haben, entsteht ein grosses «WIR-Gefühl». Schwierig ist, unseren Patient*innen den Begriff «Social Distancing» zu erklären, wo doch bisher immer nahegelegt wurde, wie wichtig soziale Kontakte sind. Ja, wir müssen uns alle physisch voneinander fernhalten, aber auf der emotionalen Ebene sollten wir gerade jetzt zusammenhalten und gemeinsam kooperieren. 

Die neue Situation stellt uns und unsere Patient*innen vor grosse Herausforderungen, welche aber weitgehend zu meistern sind, solange sich die Situation zu gegebener Zeit wieder verändern wird. Wir mussten alle unsere Methoden und Arbeitsweisen in raschem Tempo anpassen und überdenken, womit aber auch Ideen entstanden sind, welche unter normalen Umständen nicht gekommen wären. Die Krise hilft uns sicherlich dabei, in Bezug auf unsere digitalen Hilfsmittel weiter zu denken und hat neue Therapieformen hervorgebracht. Es kann also durchaus auch Positives aus der Krisensituation gezogen werden. Und doch werden zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Kontakte nie ersetzt werden können. Und diese sind gerade für unsere sehr vulnerablen Patientinnen und Patienten von grosser Bedeutung.

 

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