Gemeinsam zum Ziel - Leitbild PZM

Fäden entwirren, den Weg weisen oder Hand in Hand gehen – schaut man sich unsere Leitbild-Figuren genau an, erkennt man sofort, um was es uns geht: Um das Gemeinsame. An der Ausarbeitung waren deshalb auch sämtliche Berufsgruppen über alle Führungsstufen beteiligt. Das gemeinsam erstellte Leitbild wiederspiegelt die PZM-Kultur und bringt die Denk- und Wertehaltung aller Mitarbeitenden zum Ausdruck. Gleichzeitig dient es als Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden.

Bei der Einführung im Jahr 2018 verkündete man die Zielrichtung klar: «Das Leitbild des Psychiatriezentrums Münsingen will nicht von der Druckerei in das Gestell und danach ins Altpapier wandern, sondern gelebt werden». In diesem Sinne haben sich alle Mitarbeitenden aus der Hotellerie an zwei Donnerstag-Nachmittagen zusammengefunden, um das Leitbild zu reflektieren. Was versteht jeder persönlich unter den Leitlinien und was sind Berührungspunkte damit im Arbeitsalltag?

An sechs grossen Tischen würfelte die Organisatorin Katja Tschumi jeweils die unterschiedlichsten Berufsgruppen und Hierarchiestufen zusammen: Köche und Köchinnen, Reinigungspersonal, Mitarbeitende aus Abwaschküche, Wäscherei, Restaurant und Gärtnerei sowie Logistikmitarbeitende. Für jeden Tisch wurde ein Leitsatz zur Diskussion vorgegeben.


«An der Kasse gibt es ein gutes Beispiel» antwortet eine Restaurantmitarbeiterin auf die Frage, wo die Patienten unser Handeln bestimmen. «Bediene ich Gäste, bei denen nicht klar ist, ob es sich um Besuchende oder um Patientinnen handelt, frage ich nicht danach, ob sie Patienten oder Patientinnen seien, sondern ob sie bei uns zu Besuch sei. Damit drücken wir den Menschen nicht gleich einen Stempel auf, sondern begegnen ihnen auf Augenhöhe». Nickende Zustimmung geht durch die Runde. Sie fügt an: «Einigen Patienten ist es auch wichtig, dass sie im Restaurant denselben Preis wie die Besuchenden bezahlen. So wahren sie ihr Selbstbild. Wir respektieren das natürlich».


Viele Mitarbeitende aus der Hotellerie wirken eher im Hintergrund. Uns müsse bewusst sein, meint jemand an einem anderen Tisch, dass man auch ohne direkten Kontakt einen grossen Einfluss darauf habe, wie Bewohnerinnen und Bewohner ihren Aufenthalt bei uns wahrnehmen. Ob beispielsweise ein Teller schön angerichtet ist, mag für uns ein Detail sein, für den Gast macht das jedoch viel aus. «Wenn jeder so denkt, tragen wir alle etwas dazu bei».


Am Tisch nebenan erwähnt eine Mitarbeiterin aus der Wäscherei, dass sie immer unvoreingenommen auf Menschen zugehe. Man müsse sich selbst ein Bild von jeder Person machen. Ob bei Patienten und Patientinnen oder bei Mitarbeitenden. Das habe auch mit Respekt zu tun. «Man muss jedoch auch eine professionelle Distanz wahren», warnt eine Reinigungsmitarbeiterin, die schon lange im PZM arbeitet. «Gerade bei der Zimmerreinigung ist dies sehr wichtig, da sich die Situation schnell ändern kann». Wir wollen Ruhe und gute Laune ausstrahlen, deshalb grüssen wir Patienten und Patientinnen und führen manchmal kurze Gespräche mit ihnen.

«Freundlichkeit und Höflichkeit» höre ich am einen Tisch, «Toleranz» am anderen Tisch. Das PZM stellt Menschen aus verschiedenster Kulturen und Nationalitäten an. «Berufsstolz! Alle haben doch einen Berufsstolz, egal aus welcher Branche und mit welchem Hintergrund». Es ist einige Sekunden still. «Nicht alles ist selbstverständlich, aber alles ein Geben und Nehmen».


Während am Tisch nebenan eifrig aufgezählt wird, was jeder zu einer guten Mitarbeit tun kann, findet am nächsten Tisch ein junger Koch voller Elan: «Wir müssen aktuell bleiben». Er arbeite in der Küche, wo die Lehrlinge jeweils mit verschiedenen Köchen zusammenarbeiten und so möglichst vielseitig ausgebildet werden. Praktisch wolle man ausbilden, nicht nur reden, sondern auch tun. Ein älterer Herr stimmt zu: «Der Wissenstransfer ist wichtig». Der Austausch, auch von unten nach oben, finde bei ihnen statt. Er lerne immer wieder etwas von den Jungen, sagt er mit einem Lachen.


An beiden Nachmittagen wurden die Störche erwähnt. Es ist ein Bewusstsein da, wieviel die Störche bewirken. «Sie geben Aussenstehenden einen ganz neuen Blick auf das PZM» sagt ein Gärtner. Man öffne das PZM und baue Vorurteile ab. Das findet die Gruppe gut. Eine Mitarbeiterin der Wäscherei nannte die Zusammenarbeit mit externen Kunden trage auch zu einer Öffnung hin. So würden sie etwa Kleider für das Militär waschen, Berufskleider externer Firmen und sogar Duvet’s von Privatpersonen.


Die Frage sei, wie wir Sorge tragen können. Ressourcen schonen und gut zu unserem Park schauen, war eine Antwort. «Wenn man etwas am Boden sieht, lesen wir das auf und warten nicht, bis jemand vorbeikommt». Mit der Dosierungsmaschine in der Wäscherei können Waschmittel genau dosiert werden, fügt eine Mitarbeiterin aus der Wäscherei an. «Leere Flaschen werfen wir nicht fort, sondern füllen sie wieder auf». Die Vertiefung des Leitbildes machte den Mitarbeitenden aus der Hotellerie bewusst, wie wichtig gerade auch ihre Aufgaben sind. Wie uns Besuchende, Patienten und Patientinnen wahrnehmen, hängt grossenteils von ihrem Einsatz ab. Auch wenn der direkte Patientenkontakt nicht bei allen Berufsgruppen gleich gross ist, trägt jeder einen wichtigen Teil dazu bei.

Nach den intensiven Gesprächen an den Tischen schickte Katja Tschumi die Gruppen auf eine kleine Reise. Jeder Tisch erhielt eine Fotografie eines Leitbildes, dass irgendwo auf dem Gelände aufgehängt ist. Ziel war es, das Leitbild zu finden und dort ein Gruppen-Selfie zu machen: Also gemeinsam ein Ziel zu verfolgen und es gemeinsam erreichen.

 

Leitbild PZM